Regenwassernutzung Teil 2


(Teil 1 / Übersicht hier)

2. Teil: Generelle Möglichkeiten & Finanzielles


Möglichkeiten:

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten wie man das Regenwasser auf dem eigenen Grundstück nutzen kann (oder eben auch nicht). Grundsätzlich ist es so, dass der Grundstückseigentümer für die Entsorgung des auf seinem Grundstück anfallenden Regenwassers verantwortlich ist. Wenn es im entsprechenden Gebiet erlaubt ist, kann er zum Beispiel das Regenwasser selbst auf dem Grundstück versickern lassen. Ist das nicht möglich (oder gewünscht), so kann man es in die öffentliche Kanalisation abgeben, muss dafür allerdings Gebühren, die sogenannte Niederschlagsgebühr, bezahlen. Teilweise gibt es Sonderregelungen, wo man zu der einen oder anderen Entsorgung gezwungen ist (meines Wissens zum Beispiel in Trinkwasserschutzgebieten oder dort, wo das Kanalnetz nicht entsprechend ausgebaut ist o. ä.).

Folgende grundlegende Möglichkeiten zur Regenwassernutzung gibt es:
  1. Keine Regenwassernutzung. Anfallendes Regenwasser vom Dach und befestigten Flächen wird in die Kanalisation abgeleitet. Dafür muss man bezahlen (Niederschlagsgebühr -> näheres weiter unten)
  2. Anfallendes Regenwasser auf dem Grundstück versickern. Die Niederschlagsgebühr entfällt dabei komplett.
  3. Anfallendes Regenwasser auffangen (Zisterne) und nur den Überschuss der Zisterne in die Kanalisation ableiten. Das aufgefangene Wasser nur für den Garten nutzen. Auch hier fallen die vollen Niederschlagsgebühren für die Entsorgung an, da die Stadtentwässerung davon ausgeht, dass im Winter 100% des Wassers abgeführt werden (was sicher auch logisch ist)
  4. Anfallendes Regenwasser auffangen (Zisterne) und nur den Überschuss der Zisterne in die Kanalisation ableiten. Das aufgefangene Wasser aber auch im Haus für Waschmaschine und Toilettenspülung nutzen. Hier fallen dann nur Niederschlagsgebühren in Höhe von 10% an
  5. Punkt 3 und 4, aber mit nachgeschalteter Versickerung für den Überschuss. Hier fallen wiederum keine Gebühren an

Das Ganze nochmal tabellarisch als Übersicht:

NutzungEntsorgung ÜberschussHöhe der Gebühr
-Kanalisation100%
GartenKanalisation100%
Garten+HausKanalisation10%
-Versickerung0%
Garten und/oder HausVersickerung0%


Finanzielles:

Wie man sieht hat jedes Konzept unterschiedliche Auswirkungen auf die Höhe der Gebühren. Wassergebühren setzen sich dabei in Dresden wie folgt zusammen (Stand: 01/2014):
  • Trinkwasser: 2,14 EUR/m³
  • Schmutzwasser: 1,76 EUR/m³
  • Niederschlagswasser: 1,69 EUR/m²/a

Aber auch die Investitionskosten sind natürlich unterschiedlich hoch. Hier mal eine Übersicht über Kosten der einzelnen Installationen (basierend auf unserem Haus - sollte aber für die erste überschlägige Rechnung übertragbar sein):
  • Zisterne 4000L inkl. Einbau: 2100 EUR
  • Versickerung (Kiesrigole) inkl. Einbau: 850 EUR
  • Hausnutzung (getrennte Verrohrung Toilette/Waschm. + Hauswasserwerk): 2000 EUR

Somit kann man schon einmal ganz gut abschätzen was sich dabei wirklich (finanziell) lohnt. Der Umwelt zuliebe darf man natürlich auch gerne anders entscheiden :-)

Beispiel Niederschlagsgebühr/Versickerung:

Unsere befestigten Flächen (nur Hausdach + Carport) haben ungefähr eine Größenordnung von 150 m². Wir müssten also jährlich eine Niederschlagsgebühr von ca. 250 EUR entrichten. Damit hätten sich die Kosten einer Versickerungsanlage nach ca. 3,5 Jahren amortisiert.

Beispiel Regenwassernutzung im Garten:

Hier ist es jetzt schon etwas schwieriger den Wasserverbrauch im Garten abzuschätzen. Irgendwo im Internet habe ich mal folgende Faustformel gefunden: Bewässerungszeit pro Jahr ca. 20 Wochen mit einem Verbrauch von 20L/m²/Woche. Unser Grundstück ist ca. 500m² groß (nicht befestigte Flächen). Damit lägen wir bei einem Wasserverbrauch von 200m³ im Jahr und damit bei Trinkwasserkosten in Höhe von 430 EUR/Jahr (dabei ist schon einberechnet, dass wir keine Schmutzwassergebühr für das im Garten verwendete Wasser entrichten müssten -> geht nur mit getrennten Wasserzählern für Haus und Garten!). Eine Zisterne für die Gartenbewässerung würde sich damit nach 4,5-5 Jahren amortisieren. Vorausgesetzt, man kann auch in diesen 20 Wochen 200m³ Regenwasser auffangen. Das ist leider häufig nicht der Fall!

Beispiel Regenwassernutzung zusätzlich im Haus:

Hier bin ich davon ausgegangen, dass jede Person im Haushalt pro Tag ca. 32 Liter Wasser fürs Waschen und die Toilette verbraucht (gilt für Toilette mit Spartaste). Das macht bei einem 4-Personenhaushalt ca. 47m³ Wasserverbrauch im Jahr. Das wiederum entspricht eienr Einsparung von 100 EUR/Jahr. Zusätzlich wird man allerdings auch von 90% der Niederschlagsgebühr befreit, da davon ausgegangen wird, dass der Großteil des aufgefangenen Wassers im Garten und im Haus verbraucht wird. Bei einer zusätzlichen Investition von 2000 EUR für eine getrennte Verrohrung der Toilette/Waschmaschine und ein Hauswasserwerk würde sich eine Nutzung des Regenwassers im Haushalt somit nach ca. 6 Jahren amortisieren.

Wie gesagt: Alles nur Beispiele und basierend auf unserem Haus und unserem Grundstück. Und generell gilt natürlich: Glaube nur der Statistik, die Du selber gefälscht hast. Zisternenhersteller werden sicher ganz andere Verbrauchsdaten veröffentlichen als eventuell unabhängige Institutionen.

Zur Planung, Auslegung und Amortisationsrechnung habe aus diversen Quellen und diverser Fachliteratur ein paar Infos zusammen getragen und daraus ein Excel-Berechnungsprogramm erstellt, mit dem man sich eine entsprechende Anlage auslegen kann. Das Tool kann man hier herunterladen:


Ich werde in den nächsten Kapiteln näher darauf eingehen, wie z. B. eine optimale Zisternengröße berechnet werden kann. Wer sich selbst etwas weiter informieren möchte, dem kann ich das folgende günstige Buch als Einstieg ins Thema empfehlen: