Regenwassernutzung Teil 3

(Teil 1 / Übersicht hier)
(Teil 2 / Generelle Möglichkeiten hier)


3. Teil: Auslegung Zisterne


Bauart:

Die Bauart und auch die Größe der Zisterne sollte man im Vorfeld genau planen. Grundlegend gibt es bei der Bauart der Zisterne 3 Möglichkeiten:
  • Betonzisterne
  • Kunststoffzisterne, normale Bauart
  • Kunststoffzisterne als Flachtank

Links: Betonzisterne unseres Nachbarn
Rechts: Betonzisterne (Bild (c) Firma Retec)

Welche Bauart man wirklich nimmt hängt von einigen Rahmenbedingungen ab, aber natürlich auch von den eigenen Vorlieben. Alle Bauarten haben Vor- und Nachteile:

Eine Betonzisterne ist wohl so gut wie unkaputtbar. Bauschutt, Felsen oder sonstige scharfkantige Gegenstände im Untergrund oder auch Wurzeln von Bäumen etc. können ihr wenig anhaben. Meist werden sie als monolitisches Bauteil (also "aus einem Guß") geliefert. Betonzisternen sind problemlos überfahrbar (wichtig, wenn die Zisterne z. B. unter der Einfahrt eingebaut werden soll). Anschlüsse für DN100 KG-Rohr sind an der Zisterne meist standardmäßig vorhanden: Zu- und Ablauf sowie ein Stutzen für ein leerrohr der Medienversorgung (Strom, Wasser). Zur Not kann man in einer Betonzisterne auch noch zusätzliche Stutzen schaffen, indem man selbst eine zusätzliche Kernlochbohrung (Bohrer aus dem Werkzeugverleih) setzt. Nachteile sind, dass sie gegenüber Kunststoffzisternen nicht so wasserdicht sind. Auch der Einbau und Transport ist auf Grund des hohen Gewichts schwierig. Meist ist die Abladung auf der Baustelle in die vorbereitete Baugrube inklusive. Muss aber noch etwas an der Grube geändert werden oder kommt es sonstwie zu Verzögerungen, muss man die zusätzliche Kranzeit bezahlen. Auch muss die Baustelle von einem 40to LKW problemlos und sicher befahrbar sein.


Links: Kunststoffzisterne (Bild (c) Firma 4Rain)
Rechts: Flachtank (Bild (c) Firma Graf)

Eine Kunststoffzisterne ist äußerst leicht, daher kann das Abladen vom LKW und der Einbau problemlos mit 4-5 Leuten selbst erledigt werden. Auch hier geben die Hersteller eine lange Lebenszeit mit einer Garantie von 15 oder 25 Jahren an. Generell würde ich aber einschätzen, dass die Zisternen etwas anfälliger gegen Beschädigungen sind als Betonzisternen. So sollte man die Baugrube von eventuellem Bauschutt oder sonstigen Felsen sauber befreien und auch ein Kiesbett um die Zisterne herum legen. Auch würde ich nicht gerade einen Baum darauf pflanzen :-) Auch Kunststoffzisternen werden als monolithisches Bauteil gefertigt und sind äußerst wasserdicht. Nicht alle Varianten sind aber mit PKW überfahrbar! Begehbar im Garten sind sie selbstverständlich alle. Genau wie bei der Betonzisterne sind die Anschlüsse für DN100 KG-Rohr vorbereitet, aber man kann nur schwer zusätzliche Stutzen selbst einbringen.

Eine Sonderform stellen die Flachtanks aus Kunststoff dar. Für sie benötigt man nur eine geringe Einbautiefe. Damit sind sie ideal zur Nachrüstung in bestehenden Gärten. Bei einem Neubau halte ich sie für wenig sinnvoll, da es hier meist egal ist, wenn nochmal etwas tiefer gebaggert werden muss. Da Flachtanks grundsätzlich deutlich teurer sind, würde ich sie nur einbauen wenn ich es unbedingt müsste.

Wir haben uns für eine Kunststoffzisterne der Firma Nautilus, Typ Atlantis, entschieden. Die Zisterne hat einen bereits integrierten Siebkorbfilter (ausreichend für Gartennutzung) sowie einen Überlaufsyphon mit Kleintierschutz. Unserer Meinung nach bieten die Nautiluszisternen ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Bestellt haben wir die Zisterne über die Firma Retec und haben die Zisterne direkt zu unserem Tiefbauer liefern lassen, der sie dann eingebaut hat. Achtung! Bei der Bestellung auch auf die Einbautiefe achten und einen passenden Domschacht mitbestellen! Zudem muss man die Zisterne selbst vom LKW abladen - daher war es für uns das Günstigste, die Zisterne direkt zu unserem tiefbauer liefern zu lassen. Der hatte genügend Leute und/oder einen gabelstapler, um die Zisterne vom LKW zu heben.

Unsere Nautilus-Zisterne mit integriertem Siebkorbfilter

Auslegung:

Die Auslegung der Größe der Zisterne sollte man sorgfältig machen. Hier ist nicht "größer = besser"! Zum einen macht es keinen Sinn sich in Gegenden, in denen es wenig regnet, eine 10 Kubikmeter große Zisterne in den Garten zu stellen. Auch macht es wenig Sinn, sich für die reine Gartennutzung eine solch große Zisterne anzuschaffen. Generell wird zudem häufig empfohlen die Zisterne "ab und zu" mal überlaufen zu lassen, damit die sogenannte Skimmerschicht (Kleinteile, Blätter, Staub, die auf der Flüssigkeitsoberfläche schwimmen) auszubringen.

Daher gibt es grundsätzlich 2 Varianten eine Zisterne auszulegen:
  1. Steht eine ausreichend große Regenmenge zur Verfügung, legt man die Zisterne nach dem Bedarf aus
  2. Steht für den eigenen bedarf garnicht genügend Regenwasser zur Verfügung, legt man die Zisterne nach dem Ertrag (heisst nach der zur Verfügung stehenden Regenmenge) aus

Dabei geht man von einer maximalen Trockenperiode von 3 Wochen aus. Die Berechnung kann man mit dem Excelberechnungsprogramm, welches Ihr Euch im 2. Teil herunterladen konntet, sehr leicht durchführen.

Als erstes berechnet man im Reiter "1. Ertrag" den Ertrag an Regenwasser, welcher zur Verfügung steht. Dazu gibt man alle Flächen ein, mit denen man das Regenwasser auffangen möchte (Dachflächen und sonstige versiegelte Flächen, z. B. gepflasterte Flächen). Man muss die ganzen Größen der Flächen sowie den sogenannten Abflussbeiwert der Fläche angeben. Der Abflussbeiwert berücksichtigt, dass je nach Material des Untergrundes nicht 100% des aufgefangenen Regenwassers auch wirklich aufgefangen werden kann (Extremes Beispiel: Begrüntes Dach). Anschließend benötigt man noch eine Angabe, wieviel Regen im Durchschnitt am eigenen Standort im Jahr fällt. Diese Daten bekommt man auf der Internetseite des Deutschen Wetterdienstes: http://www.dwd.de -> Spezielle Nutzer -> Klimainfos -> Klimakarten Deutschland

Niederschlagsmenge 2013, (c) DWD

Mit den für unser Haus eingegebenen Daten errechnet das Programm einen Regenertrag von 88 m³/Jahr.

Berechnung des Regenwasser-Ertrags
Als nächstes gibt man nun den Regenwasser-Bedarf im Reiter "2. Bedarf" ein. Hier muss man sich überlegen, ob man das Wasser ausschließlich für den garten oder auch für Verbraucher im Haus (Toilette und Waschmaschine) mit nutzen möchte. Einige Richtwerte habe ich in der Exceltabelle mit angegeben. Diese habe ich so auf diversen Internetseiten gefunden. Jeder kann diese aber natürlich nach belieben anpassen! Die Kommentare zum 2. Teil zeigen schon, dass hier die Erfahrungen doch weit auseinander gehen und alles vermutlich von den eigenen Gewohnheiten sowie dem boden im eigenen Garten stark abhängig ist.

Mit den Daten für uns errechnet das Programm, dass wir einen Bedarf von 200 m³ (nur Garten) bzw. 246 m³ (Haus+Garten) hätten. Das ist höher als unser Regenwasser-Ertrag. Damit würde bei uns die Auslegung der Größe der Zisterne nach dem zur Verfügung stehenden Regenwasser-Ertrag erfolgen.

Berechnung des Regenwasser-Bedarfs
Wie bereits erwähnt wird häufig geraten, bei der Auslegung der Zisterne eine Trockenperiode von maximal 3 Wochen im Sommer einzuplanen. Diese Daten kann man im Reiter "3. Auslegung" eingeben. Da wir unsere Zisterne nach dem Ertrag auslegen, ergibt sich rechnerisch eine optimale Zisternengröße von 5 m³.

Berechnung der optimalen Zisternengröße


Technik / Aufstellung:

Hat man die Zisterne ausgelegt geht es darum, sich noch etwas Gedanken über die Einbausituation sowie die Technik zu machen. Eine Zisterne kann ruhig nahe am Haus installiert werden, das spart lange Leitungswege. Da vpn ihr keine Feuchtigkeit ausgeht, braucht man sich um eine eventuelle Feuchtigkeitsbelastung z. B. in der Nähe von Kellerwänden keine sorgen zu machen. Neben dem geringeren Aufwand durch kurze Rohrleitungswege hat eine Aufstellung nahe am Haus noch weitere Vorteile: Regenwasserleitungen sowie auch die Zisterne sollten Frostsicher verlegt werden. D. h. normalerweise eine Einbautiefe von ca. 80 cm. Hier findet man aber auch unterschiedliche Meinungen und Ratschläge. Hinzu kommt, dass ein Gefälle von 1% bei Regenwasserleitungen eingehalten werden muss. Da kommt dann bei längeren rohrleitungen eine ganz schöne Tiefe zusammen! Da es in Dresden nicht ganz so kalt im Winter ist haben wir uns entschieden, die Regenwasserleitungen bei ca. 50-60 cm Tiefe beginnen zulassen. Am Rohrleitungsende und dem Eintritt in die Zisterne hat die Leitung dann eine Tiefe von ca. 80-90 cm. D. h. der Eintrittsstutzen in die Zisterne liegt bereits in einer ganz ordentlichen Tiefe!

Bei der Bestellung der Zisterne muss man also darauf achten, dass man einen entsprechend tiefen Domschacht gleich mitbestellt. Die Domschächte bei Kunststoffzisternen sind dabei meist flexibel ausziehbar, bei Betonzisternen setzt man einfach eine entsprechende Anzahl an Betonringen auf die Zisterne auf. Ein weiterer Aspekt bei der Wahl des Einbauorts ist im Übrigen die Überfahrbeitkeit der Zisterne. Nicht alle Zisternen (besonders die Kunststoffzisternen) sind nicht mit dem PKW überfahrbar.

Hinsichtlich Technik gibt es ebenfalls viele Wahlmöglichkeiten. Bei der Gartennutzung ist es noch relativ einfach - hier werden keine besonderen Ansprüche an die Reinheit des Regenwassers gestellt. Hier reicht meiner Meinung nach ein einfacher Siebkorbfilter beim Einlauf in die Zisterne aus. Je nach Laubgehalt des Regenwassers muss der Korbfilter dann in regelmäßigen Abständen entleert werden. Möchte man das regenwasser auch im Haus nutzen, sollte man hier einen effizienten Wirbelfeinfilter oder etwas vergleichbares einsetzen. Auch sollte man dann auf einen beruhigten Zulauf in die Zisterne sorgen, damit eine Schmutzschicht, die sich auf dem Boden der Zisterne sammelt, nicht mit aufgewirbelt wird.

Auch bei der Pumpe hat man die Qual der Wahl. Die einfachste und günstigste Methode ist eine einfache Tauschpumpe, die man einstellt wenn man Wasser zapfen möchte. Das ist natürlich nicht sehr komfortabel. Es gibt auch entsprechende Tauchpumpen, die eine Druckregelung eingebaut haben. Die kosten allerdings auch gleich mal 300-500 EUR. diese können direkt an einen Wasserhahn angeschlossen werden. Entnimmt man Wasser und sinkt damit der Druck in der Leitung, schaltet sich die Pumpe automatisch ein. Wir haben uns für ein Zwischending entschieden und wollen das erst einmal testen. Ich habe aus dem Aldi eine günstige Tauchpumpe angeschafft und dazu einen externen Druckwächter von Retec: den Servopress Presscontrol Das Ding wird zwischen Pumpe und Entnahmestelle gesetzt und ist ein Druckwächter samt Rückschlagventil in einem. So wird die günstige Tauchpumpe ebenfalls automatisch eingeschaltet, wenn man Wasser aus der Leitung entnimmt. Zusammen hat beides ca. 120 EUR gekostet.

Update 30.03.2014: Bitte beachtet in diesem Zusammenhang auch folgenden Beitrag: Regenwasser-Pumpe zu schwach / Gardena Regenwassersystem

Auch hier ist es natürlich aufwändiger, wenn man das Regenwasser auch im haus nutzen möchte. Hier benötigt man im Normalfall einen Hauswasserautomaten, der eine automatische Trinkwassernachspeisung hat, falls die Zisterne mal leer sein sollte. Soetwas kann/darf man auf keinen Fall selbst irgendwie zusammenbauen, da die Trinkwasserleitungen und das regenwasser strikt getrennt werden müssen! Hierzu gibt es entsprechende Normen über Abstände der Zuspeisungen etc.! Ein solcher Hausautomat schlägt mit ca. 1500 EUR zu buche.

Ach ja: Bei der Installation der Zisterne nicht vergessen: Eine Stromversorgung für die Pumpe in die Zisterne legen und wer eventuell später eine Füllstandssonde für die Hausautomatisierung plant, sollte auch gleich ein entsprechendes CAT-Datenkabel mit in die Zisterne legen.

Ich werde bei uns später eine Drucksonde zur Füllstandsüberwachung (0-10V) einbauen und das Ganze dann an Loxone anschließen. Zusätzlich soll später eine automatische Beregnungsanlage, ebenfalls gesteuert über Loxone, den Garten bewässern. Ich habe daher gleich ein CAT7-Erdkabel mit in die Zisterne gelegt.