Was liegt im Verborgenen... ODER: Die Hoffnung stirbt zuletzt

Seit längerer Zeit beschäftige ich mich ja damit, was auf unserem Grundstück im Untergrund noch so schlummert (hier, hier und hier). Beginn der Tiefbauarbeiten wird (hoffentlich) der 15.05.2013 sein und spätestens dann werde ich die Wahrheit erfahren. Aber das Thema lässt mich nicht so ganz los - auch weil mich die Geschichte vor dem Krieg und auch zu DDR-Zeiten von Dresden und der Sächsischen Schweiz doch sehr interessiert!

Alter Gebäudebestand um 1950 und die geplanten Neugebäude


Auf unserem Grundstück stand bis zum Krieg eine alte Gurken- oder Konservenfabrik (zumindest habe ich das gehört). Eigentlich dachte ich bisher, dass alle Gebäude im Krieg zerstört worden sind und auch nicht wieder aufgebaut wurden. Bei Google Earth kann man sich Luftbildaufnahmen von Dresden von 1943 anschauen (guckst Du hier) und dort sind die Gebäude noch gut zu erkennen. Nach 1945 habe ich auf allen mir zur Verfügung stehenden Karten keine Gebäude mehr erkennen können.

Aber vermutlich waren diese Karten nur zu ungenau! Einer meiner Nachbarn war vor kurzem im Dresdener Stadtarchiv und hat Einsicht in die alten Akten von der Baubehörde genommen. Leider ist alles vor 1945 verbrannt, aber es gibt insgesamt 3 Akten aus DDR-Zeiten: Alle stammen ungefähr von 1950 bis 1955. Dort kann man alle Gebäude sehr genau erkennen. Zu DDR-Zeiten war auf dem Grundstück der "VEB Nahrungsmittel und Feinkost" bzw. teilweise auf den Plänen auch mit "VEB Essig-, Senf- und Konservenfabrik" bezeichnet, vertreten. Wie lange weiß ich nicht - der letzte Plan stammt von 1955. Das große Gebäude, welches direkt neben unserem Grundstück stand, scheint aber im Krieg oder kurz danach zerstört worden zu sein. Zumindest ist es irgendwann auf den Plänen nur noch als Ruine bezeichnet, beim neuesten Plan von 1955 ist es dann ganz verschwunden.

Pläne der Baubehörde aus den 1950'er Jahren

Ich habe mir dann mal die Arbeit gemacht und den aktuellen Lageplan der geplanten Gebäude über den alten Lageplan aus den 1950'er Jahren gelegt. Dabei sieht man, dass der Keller meines Nachbar (bei dem insgesamt 600 to Bauschutt aus der Baugrube geholt worden sind) direkt auf der Position des alten Hauptgebäudes liegt. Und unser Haus (tatatatatataaaaa!): Direkt daneben steht :-) Die Hoffnung stirbt zuletzt! Eventuell haben wir Glück und bei uns ist doch nicht wie bisher angenommen soviel Bauschutt im Untergrund. Schließlich ist das ein ganz schöner Kostenfaktor: Mein Nachbar rechnet mit über 7000 EUR Zusatzkosten für die Entsorgung.

Komplettes Grundstück am Moritzburger Platz:
Plan von ca. 1950 und aktueller Stand

Da ich mich als Ingenieur für alte Karten, Zeichnungen und Pläne begeistern kann (man muss sich nur mal vorstellen, wie lange ein Zeichner/Ingenieur damals an der sauber mit Tusche und Bleistift gezeichneten Schraffur der Gebäude gesessen hat - was heute in AutoCAD mit 2 Mausklicks erledigt ist), war ich heute ebenfalls im Stadtarchiv und habe mir die Akten über unser Grundstück bestellt. Denn leider hatte mein Nachbar nur ein paar Handyaufnahmen der Pläne gemacht - ich möchte sie aber als richtige (und maßstäbliche) Kopie haben! Die Einsichtnahme kostet 36 EUR und die Kopien kommen dann nochmal extra. Aber das ist's mir wert. Morgen kann ich wieder vorbeikommen und die Akten einsehen (freu!).