KWL Anlage im Keller |
Moderne gedämmte Häuser sind einfach so dicht, dass ein normaler Luftaustausch nicht mehr stattfinden kann. Die kalte Luft soll ja im Winter auch draußen bleiben. Dummerweise kann so die Feuchtigkeit von Innen aber auch nicht wieder raus. Schimmelbildung und zudem ein ziemlicher "Mief" im Haus wären die Folge. Neben einer zentralen Lüftungsanlage gibt es auch noch dezentrale Lösungen, die aber meist wohl nicht so effizient sind. Die andere Alternative ist gar keine Lüftungsanlage, dann muss man aber zwangsweise mehrmals täglich gründlich Stoßlüften. Dabei geht natürlich auch ein Haufen Energie flöten. Dafür haben wir irgendwie kein KFW70-Haus gebaut...
Funktionsprinzip Kontrollierte Wohnraumlüftung |
Bei den kontrollierten Wohnraumlüftungsanlagen erfolgt ein Wärmeaustausch zwischen Außen- und Fortluft. Durch einen eingebauten Wärmetauscher wird die Wärme der verbrauchten Luft genutzt, um die frische Außenluft vorzuwärmen. So geht möglichst wenig Energie verloren. Laut Hersteller erreichen die Anlagen einen Wirkungsgrad "von bis zu 90%". Bei einer Testmessung von mir hatte die Außenluft beim Eintritt in die Anlage 3,5°C. Die Zuluft in den Räumen hatte durch den Wärmeaustausch dann bereits wieder 19°C. Die Abluft aus den Räumen dürfte so im Schnitt 20°C gehabt haben. Interessant wird das Ganze natürlich, wenn es mal richtig kalt draußen wird (-10°C oder so). Aber vielleicht gibt es dieses Jahr ja doch noch einen Winter... :-)
Ein besonderes Schankerl: Von der sächsischen Aufbaubank werden hocheffiziente Wohnraumlüftungsanlagen gefördert. Insgesamt haben wir so ca. 50% der Kosten (ca. 5000 EUR) von der SAB mittlerweile erstattet bekommen.
Wir haben also eine zentrale Anlage von Helios (eine Helios KWL EC 270 Eco). Wir waren am Anfang doch skeptisch, ob das alles auch so problemlos funktioniert, wie einem das die Hersteller versprechen und in den höchsten Tönen loben. Wird man den Zug in en Räumen merken? Ist die Anlage wirklich geräuschlos? Schafft es die Anlage wirklich, das komplette Haus anständig zu belüften? Bei einer Investition von gut 10 TEUR denkt man da schon zweimal drüber nach...
Aber nach gut 1 Monat im neuen Haus können wir sagen: Wir sind voll und ganz zufrieden mit der Anlage. Es war absolut die richtige Entscheidung.
Frischluft: die Anlage ist so aufgebaut, dass in der Küche und den Bädern verbrauchte Luft abgesaugt wird. In allen anderen Räumen wird frische Luft zugeführt. Über die Spalte unterhalb der Innentüren erfolgt der Luftaustausch zwischen den Räumen (Druckausgleich). Die Anlage ist wirklich genial - selbst nach 7 Tagen Abwesenheit über Weihnachten hatten wir keine verbrauchte Luft im Haus. Letztendlich haben wir nicht mal gemerkt, dass wir nicht da waren, als wir wieder zu Hause waren. Abgestandene, verbrauchte Luft gehört der Vergangenheit an. Was wir noch realisieren wollen: Mittels Taster kann man an der Anlage ein Stoßlüften aktivieren. Damit werden die Ventilatoren für eine voreingestellte Zeit auf voller Leistung gefahren. Ideal ist das beim Duschen oder beim Kochen. Das ganze wollen wir mit der Loxone Hausautomatisierung verbinden, sodass ein Stoßlüften zusätzlich zur Aktivierung per Taster auch per Logik (z. B. wenn die Luftfeuchtigkeit im Bad ansteigt) automatisch aktiviert wird.
Geräusche: Bei uns läuft die Anlage auf der mittleren Stufe (von insgesamt 3 Stufen). Geräusche sind absolut nicht auszumachen. Lediglich wenn man mit dem Ohr direkt über einem Lüftungsaustritt lauscht, kann man etwas ganz leise rauschen hören. Fährt man die Anlage allerdings auf voller Leistung (also z. B. beim kurzzeitigen Stoßlüften), so kann man ein leises Rauschen auch bei größerer Entfernung zum Luftaustritt hören. Das hört man aber auch nur, wenn es absolut still im Haus ist. Auch sollte man bedenken, dass im Keller die Anlage schon deutliche Geräusche macht. Es ist unabdingbar die Tür zum HWR ständig geschlossen zu halten, sonst hört man die Lüftung bis nach oben in die Wohnräume. Ein HWR im Obergeschoss sollte auf jeden Fall eine anständig geräuschdämmende Tür bekommen.
Zugluft/Temperatur: Zugluft ist in keinem von unseren Räumen merkbar. Generell liegt das vermutlich an den recht langsamen Luftgeschwindigkeiten durch die großen Rohrquerschnitten und auch an den Austrittsöffnungen, die speziell konstruiert sind. Sie verteilen die Frischluft fast horizontal unter der Zimmerdecke, sodass man keinerlei Zugluft spürt. Auch die Temperatur der Zuluft ist Dank der Vorwärmung bereits fast auf Zimmertemperatur (zumindest bei Plusgraden, die wir zur Zeit haben). Im Sommer wird die Wärmerückgewinnung automatisch deaktiviert (Bypass), damit die Außenluft nicht noch aufgewärmt wird, sondern das Haus angenehm kühl bleibt.
Platzbedarf: Die Anlage braucht durch die großen Rohre und Schalldämpfer ordentlich Platz im HWR. Das sollte man bei der Planung bedenken.